Zu wenig Arbeit

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Früher, im Mittelalter, gab es zu viel Arbeit. Man schuftete den ganzen Tag und konnte doch nicht für alle sorgen. Heute kann ein Bauer dank Maschinen und neuer Technologien Hunderttausende ernähren und auch andere Konsumgüter können dank maschineller Hilfe massenweise ohne größere Kosten hergestellt werden.

Wie könnte man das einem aus dem Mittelalter klarmachen? "Es gibt zu wenig Arbeit?". Es gibt mehr Reichtum als je zuvor, es können mehr Produkte hergestellt werden als alle zusammen konsumieren können und wir klagen, weil es zu wenig Arbeit gibt? Weil Maschinen, die fast ohne Kosten 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche Schwerstarbeit verrichten, für die sonst Menschen zerschunden wurden? Wir brauchen wieder mehr Arbeit? Also wenn's daran liegt: Wie wäre es mit Krieg? Einfach alles zerstören und wieder aufbauen - dann ist wieder mehr als genug Arbeit für alle da. Aber so lange nicht alles zerstört ist, brauchen auch nicht mehr alle, die fähig sind, arbeiten. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden unseren Reichtum zu verteilen - ohne den Umweg über Arbeit.

Auf Indymedia merkt "a.lo.it" dazu an:

'Früher, im Mittelalter, gab es zu viel Arbeit. Man schuftete den ganzen Tag und konnte doch nicht für alle sorgen...'

Das stimmt leider nicht ganz, wird aber von neo'liberalen' oft ins feld geführt, dass es 'uns' heute ja so viel besser geht.
Vielleicht solltest du dich mal etwas mehr darüber informieren, lieber http://thedevilsadvocate.twoday.net/stories/975746/

Es gibt untersuchungen, die zeigen, dass über das jahr gerechnet(!) die arbeiter im mittelalter ca nur 5 std. malocht haben und das natürlich nicht im entferntesten so hoch verdichtet wie heute.
Früher konntest du in vielen monaten im jahr kaum was produzieren (z.b. im winter), nach dunkelheit war malochen nur noch schwierig machbar, licht (kerzen) konnten sich nur reiche leisten und die haben bei kerzenschein bestimmt lustigeres zu tun gehabt.

Auch sollen die leutchen im frühmittelalter recht gross gewesen sein, was auf gute ernährung hindeutet. Wurde erst dann schlimmer, als nicht nur der lokale 'chef' mit durchzubringen war.

Ist mir klar, dass du 'thedevilsadvocate' kein neoliberaler bist. Also besser bei mythen von 'früher' die uns so im kopf rumspuken, erstmal überprüfen.
Viel von der herrschenden meinung sind mythen der herrschenden in unserem kopf.

Homepage:: http://www.fau.org


"a.lo.it" hat recht:

Seit der Apostel Paulus sein „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ verkündete, ist die tägliche Mühe zur Pflicht geworden. Im sechsten Jahrhundert gründet Benedikt von Nursia den einflussreichsten Orden der Kirchengeschichte, den der Benediktiner. Ora et labora heißt deren Motto – beten und arbeiten. Sonst nichts. Darauf bauten die Erfolge des Abendlandes für viele Jahrhunderte. Doch trotz der allerchristlichsten Beschwörungen war Erwerbsarbeit bis zur Industrialisierung keineswegs der Mittelpunkt des menschlichen Lebens. Dass sich die herrschende Klasse dem Müßiggang ergab, verstand sich von selbst, aber auch die Bevölkerung schuftete, allen Legenden zum Trotz, nicht wie verrückt. Im Mittelalter gab es wenigstens 50 strikt arbeitsfreie Tage im Jahr. Anstrengenden Arbeitsphasen, etwa in der Erntezeit, folgten längere Abschnitte, in denen nur wenig gearbeitet wurde.

Die Industrialisierung beendete das schlagartig. Zwischen 1830 und 1860, den ersten ungehemmten Jahren der neuen Ökonomie, betrug die durchschnittliche Arbeitszeit am Tag zwischen 14 und 16 Stunden, pro Woche 85 Stunden. Dazu kamen oft stundenlange Wegzeiten in die Fabrik. Eine gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit auf maximal 48 Wochenstunden gab es erst in der Weimarer Republik. Die Nationalsozialisten hoben alle Beschränkungen wieder auf, erst 1948 wurden die Verhältnisse von vor 1933 wiederhergestellt. In den sechziger Jahren wurde in den meisten Tarifverträgen die 40-Stunden-Woche festgeschrieben.


Quelle: brand eins Online

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